Die Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage („Mormonen“) unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von der Lehre aller anderen Kirchen. Erstaunlicherweise finden sich viele diese Lehren aber nicht im Buch Mormon.
Joseph Smith hat diese Lehren erst nach der Veröffentlichung des Buchs Mormon entwickelt und so konnten sie in das Buch Mormon auch gar nicht Einzug halten. Sie entstammen stattdessen der Offenbarungssammlung (Lehre und Bündnisse, LuB, englisch: Doctrines and Covenants, D&C) oder der Textsammlung „die köstliche Perle/Pearl of Great Price)
Hier eine Zusammenstellung dessen, was im Buch Mormon fehlt.
Gott habe einen physischen Körper
Der Gedanke, Gott habe einen physischen Körper, den man anfassen kann, ist dem Buch Mormon fremd. Er findet sich in LuB 130:22 vom April 2, 1843.
Erhöhung
Die Lehre von den drei „Reichen der Herrlichkeit“ findet sich nicht im Buch Mormon. Sie stammt ebenfalls aus LuB 130.
Ein Mensch kann Gott werden?
Der Gedanke, dass Menschen zu einem Gott werden können, ist eng mit der Lehre der Erhöhung verbunden und ist zentrales Versprechen für das oberste der drei „Reiche der Herrlichkeit“, für das „celestiale“ Reich. Er wurde in der Rede „King Follett Discourse“ von Smith formuliert. Diese besonders Idee ist erst kurz vor Smiths Tod zu mormonischer Lehre geworden. Smith hielt diese Ansprache am 7. April 1844 kurz nach dem Begräbnis von Elder King Follett. Smith starb rund drei Monate später.
Totentaufe
Die stellvertretende Taufe von Verstorbenen findet sich nicht im Buch Mormon. Sie stammt aus LuB 104 124:29–33, aus dem Jahre 1841.
Die Unterscheidung von zwei Stufen der Priesterschaft
Das Buch Mormon kennt “the holy order of God” oder die “high priesthood”. Aber sie unterscheidet nicht zwischen Aaronitischer und Melchisedekischer Priesterschaft.
Polygamie
Die Polygamie, also die Idee, dass ein Mann mehrere Frauen haben kann und auch haben sollte, hat die mormonische Kirche lange geprägt. Sie war Auslöser für Verfolgung und führte damit auch zur Auswanderung der Mormonen unter Smiths Nachfolger Brigham Young nach Utah.
Die Polygamie wird im Buch Mormon, in Jakob 2, ausdrücklich verurteilt.
Sie wurde erst in LuB 132 (Juli 1843) offiziell eingeführt, also ein Jahr vor Smiths Tod. Smith hatte die Polygamie aber schon vorher praktiziert.
Die Lehre von der Polygamie wurde in der „Amtlichen Erkärung 1“ am 6. Oktober 1890 zurückgezogen. Die Formulierungen aus diesem Text werfen viele Fragen auf.
Endowment und Tempelrituale
Im Buch Mormon kommen zwar Tempel vor, aber die Rituale, die heute in mormonischen Tempeln durchgeführt werden, finden sich dort nicht. Weder das Endowment noch die Versiegelung einer (ewigen) Ehe stammen aus dem Buch Mormon.
Die himmlische Mutter
Die Auffassung, dass Menschen neben Gott, dem Vater, auch eine geistliche Mutter haben, stammt ebenfalls nicht aus dem Buch Mormon. Sie stammt noch nicht einmal aus LuB.
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