Wie wurde das Buch Mormon übersetzt?


Woran denkst du, wenn du hörst, dass Joseph Smith das Buch Mormon aus goldenen Platten übersetzt hat? Tauchen in deinem Kopf dann auch Bilder von Joseph Smith auf, in denen vor ihm auf dem Tisch die goldenen Platten liegen, er selbst hat seinen Kopf grübelnd auf seine rechte Hand gestützt, während seine linke Hand auf den goldenen Platten liegt und markiert, wo er sich gerade im Text befindet? Neben ihm sitzt einer seiner Schreiber und schreibt auf, was Smith diktiert.

(Im CES-Letter findet sich eine gute Zusammenstellung von solchen Darstellungen. Siehe https://read.cesletter.org/bom-translation/ )

Nun, so war es nicht. David Whitmer hat die Übersetzungsarbeit von Smith ganz anders beschrieben. Whitmer ist einer der drei Männer, die das Buch Mormon im Vorwort als Zeugen nennt. Die Beschreibung findet sich in seinem Text “AN ADDRESS TO ALL BELIEVERS IN CHRIST” . Der Text stammt aus dem Jahre 1887, der Ausschnitt ist von Seite 12. Der Text ist online z.B. hier zu finden.

“I will now give you a description of the manner in which the Book of Mormon was translated. Joseph Smith would put the seer stone into a hat, and put his face in the hat, drawing it closely around his face to exclude the light; and in the darkness the spiritual light would shine. A piece of something resembling parchment would appear, and on that appeared the writing. One character at a time would appear, and under it was the interpretation in English. Brother Joseph would read off the English to Oliver Cowdery, who was his principal scribe, and when it was written down and repeated to Brother Joseph to see if it was correct, then it would disappear, and another character with the interpretation would appear. Thus the Book of Mormon was translated by the gift and power of God, and not by any power of man.”

Auf Deutsch:

“Ich werde dir nun eine Beschreibung der Art und Weise geben, wie das Buch Mormon übersetzt wurde. Joseph Smith legte den Seherstein in einen Hut und steckte sein Gesicht in den Hut, wobei er ihn dicht um sein Gesicht schloss, um das Licht auszuschließen; und in der Dunkelheit würde das geistige Licht leuchten. Ein Stück von etwas, das Pergament ähnelte, erschien, und darauf war die Schrift zu sehen. Ein Zeichen nach dem anderen erschien, und darunter befand sich die Übersetzung ins Englische. Bruder Joseph las das Englische Oliver Cowdery vor, der sein Hauptschreiber war. Sobald es niedergeschrieben und Bruder Joseph zur Überprüfung wiederholt wurde, verschwand es, und ein weiteres Zeichen mit der entsprechenden Übersetzung erschien. So wurde das Buch Mormon durch die Gabe und Macht Gottes übersetzt und nicht durch irgendeine menschliche Kraft.”

Man kann hier gar nicht angemessen von “übersetzen” sprechen. Übersetzen hieße, dass Smith den Text von den Platten liest, versteht und dann auf Englisch wiedergibt. Die Platten wurden aber von ihm gar nicht gebraucht. Andere Texte berichten auch davon, dass die Platten während des Übersetzungsvorgangs abgedeckt oder zu anderen Zeiten sogar nicht im Raum waren.

Es drängt sich die Frage auf, wofür Smith dann überhaupt die Platten brauchte. 

Kein Prophet in der Bibel brauchte einen “Seherstein”, um einen Text zu “übersetzen”. Dabei gab es in der Bibel viele Propheten. Sie schreiben einfach nur auf, was Gott ihnen sagte. Das war genug. Genug für die Menschen um sie herum und genug, um Eingang in die Bibel, in Gottes Wort zu finden.

Die üblichen Darstellungen Smiths beim “Übersetzen” sind also falsch. Die tatsächlichen Darstellung, also Smith, der seinen Kopf in seinem Hut vergräbt, wären für die Tätigkeit der mormonischen Missionare auch eher hinderlich.

Der einzige Vorteil, den die Methode von Smith bietet ist der, dass es den Übersetzungsprozess einer Nachprüfbarkeit entzieht. Es gibt weder die goldenen Platten, deren Text man mit dem Buch Mormon vergleichen könnte, noch hat irgend jemand außer Smith die Schriftzeichen gesehen, die auf dem Seherstein erschienen sein sollen. 

Mich überzeugt das alles nicht. Wie ist es bei dir? Was denkst du über einen Stein im Hut als Übersetzungswerkzeug?

Mehr Artikel über die Mormonen findest du hier.

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